Die Theatergruppe AUJA unter der Leitung von Beat Knaus ist so alt und jung wie das Jahrtausend. Sie besteht aus Studierenden der Neuen Kantonsschule Aarau und bringt alle 18 Monate mindestens ein neues Stück auf die Bühne.

Zu ihrem Markenzeichen gehört die Verbindung von Text und Musik, Ernst und Komik, Profis und Lai*innen. Zentral bei der Erarbeitung der Stücke ist, dass die Jugendlichen dabei in allen Belangen die entscheidende Rolle spielen. Sei es als Stückeschreiber, Komponistin, Choreografin, Produzent, Bühnen- oder Kostümbildner. Für diese erfolgreiche Nachwuchsarbeit wurde die Gruppe in den Jahren 2010 und 2011 mit dem Aargauer Funkenflug-Kulturpreis ausgezeichnet.

Ihren Einstand feierte die Theatergruppe mit einer umjubelten Eigenproduktion, Joël Lászlos ganz und gar unmusikalischen Komödie «Die Gulaschoper». Es folgten – neben zwei weiteren Eigenproduktionen – eine Reihe anspruchsvollerer ernster Stücke, Georg Büchners «Woyzeck», Martin Crimps «Angriffe auf Anna», Günter Eichs «Träume» sowie zwei Dramen von Robert Walser, «Der Teich» und «Schneewittchen».

Im Herbst 2005 gastierte die Gruppe mit einem pantomimischen Remix ihrer eigenen Walser-Schneewittchen-Produktion am Internationalen Theaterfestival in Minsk (Weissrussland) und erhielt dort den Preis für das Beste Experimentelle Stück.

Im folgenden Sommer erarbeitete die Gruppe in einem richtigen Zirkuszelt die Tingeltangeltheaterkomödie «Circus Valentin» nach Szenen des Münchner Komikers Karl Valentin. Darauf folgte die Koproduktion mit der Theatergruppe der Alten Kantonsschule Aarau: die «Tell(i)-Spiele» in der Telli-Arena in Aarau, welche den historischen Stoff nach Schiller als Sportveranstaltung darstellte. Im Sommer 2008 wagte die Gruppe sich an die antike Komödie «Lysistrata», welche als Freiluft-Spektakel auf dem Campus der Neuen Kantonsschule aufgeführt wurde.

Ein anderer Klassiker, Shakespeares «Romeo and Juliet», wurde in der Fassung des Nachwuchsautors Daniel Ballmer auf den Schulkontext übertragen und im Februar 2010 vor über 1000 Zuschauerinnen und Zuschauern erfolgreich uraufgeführt. Diese Produktion wurde mit dem Funkenflug-Förderpreis des Kantons Aargau ausgezeichnet.

Dieselbe Auszeichnung erhielt ein Jahr später das sozialkritische Musical «Die Armseligen». Für Text und Musik des Stücks zeichneten sich erneut Schüler der Kantonsschule verantwortlich. Mit 75 Mitwirkenden wurde es vor 1159 Zuschauenden im Atelier Bleifrei in Aarau aufgeführt.

2013 folgte die Tragödie «Underbar». Im atemberaubenden Ambiente der Halle des AZ Medienzentrums in der Aarauer Telli spielten über 50 Schauspieler und Sänger das tödliche Mobbing-Drama. Erstmals wurde dabei die Marke von 1200 Zuschauern übertroffen. – Ein weiterer Höhepunkt bildete ein Jahr später das Science-Fiction-Stück «We. Gefangen im Netz», das in der stimmungsvollen Alten Reithalle gezeigt werden konnte.

Zum 25-jährigen Jubiläum der Neuen Kantonsschule kam es zur Uraufführung des Stücks «Leichter als Luft – ein Naturschauspiel». Sinnigerweise konnte hierfür der unterdessen vom Aargauer Kuratorium unterstützte Autor Joël László verpflichtet werden, der bereits das erste Stück für AUJA geschrieben hatte. Die Aufführungen boten ein szenisches und musikalisches Spektakel der Extraklasse.

Bei ihrer folgenden Produktion arbeitete AUJA eng mit dem Stadtmuseum Aarau zusammen. Für die Eröffnungsausstellung realisierte der Regisseur Pascal Griesshammer mit der Theatergruppe ein Hörspiel sowie einen Kurzfilm zur Flüchtlingspolitik im 2. Weltkrieg. Dabei entstand die Idee, aus dem ebenso historischen wie aktuellen Stoff ein dokumentarisches Theaterstück zu gestalten. In Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Beraterin Gerda Baumgartner und dem Komponisten Ruedi Debrunner entwickelte der Regisseur Beat Knaus das Stück «Das Verhör. Ein Flüchtlingsdrama», das ganz aus zeitgenössischen Quellen montiert ist. Die Aufführungen im Sommer 2016 im Stadtmuseum Aarau bilden den vorläufigen Höhepunkt im Schaffen der Theatergruppe AUJA.

Im Februar 2018 entführte AUJA das Publikum, mit der Produktion «Das halbe Stück», in die Abgründe des ewigen Themas der Menschheit: die Liebe. Dutzende Menschen vertrauten AUJA ihre Liebesgeschichten ohne Happy End an. Ergänzt wurden die Texte durch das Reenactement der kitschigsten Leibesszenen aus 100 Jahren Filmgeschichte. Theater und Musik, Tanz und Film liessen die die Liebesgeschichten zu einem dokumentarischen Drama verzweifelt schöner Poesie werden.

Anlässlich von 40 Jahre GONG Aarau führte die Theatergruppe in der Zusammenarbeit mit der bewährten Konzertinstitution in der Alten Reithalle Aarau im Sommer 2018 den «Sommernachtsrausch» auf. Ruedi Debrunners Musik, die eigens für die Aufführungen geschaffenen riesenhaften Masken sowie das eindringliche pantomimische Spiel von AUJA verzauberten das begeisterte Publikum.

Im Februar 2020 dann, unmittelbar vor dem Lockdown, bespielte AUJA mit Charly Ruffs «Deadname» wieder einmal den Campus der NKSA. Das Stück thematisierte die reale Geschichte eines genderqueeren Mitglieds der Theatergruppe und leistete somit einen kontroversen Beitrag zum gegenwärtigen Trans-Gender-Diskurs.

Im Juni 2021 widmete sich die Theatergruppe dem Thema Verschwörungstheorien. Nach 18 Monaten der Pandemie konnte das Thema aktueller nicht sein. Geschrieben haben das Stück Jessica Barthel und Annina Deubelbeiss im Rahmen ihrer Maturarbeit. Das Publikum wurde auf der Aarauer Kraftwerksinsel in den Sog des Lageralltages der Verschwörungstheoretiker, die diesen Ort Jahre zuvor besiedelten, hineingezogen. Im August 2021 durfte die Theatergruppe mit «B 17» das Schweizerische Jugendtheaterfestival fanfaluca in Aarau eröffnen.